Tsunamis
Für das Entstehen dieser riesigen, äußerst gefährlichen Flutwellen gibt es mehrere Auslöser. Erreichen sie erst einmal die Küste, kommt für die Menschen dort jede Rettung zu spät. Die Zerstörungen reichen oft bis weit ins Landesinnere.
Ein Tsunami trifft Hawaii am 1. April 1946
GroßansichtEin Tsunami trifft Hawaii am 1. April 1946
***** Aktueller Hinweis:
Nach der Katastrophe vom 26.12.2004, bei der durch einen Tsunami in Südasien mehr als 230.000 Menschen ums Leben kamen, hat das Thema der Tsunamis traurige Aktualität erlangt. Da es mir auf dieser Website vor allem um die Darstellung der Hintergründe geht, überlasse ich aus Pietätsgründen die aktuelle Berichterstattung zu dieser Katastrophe anderen Online-Publikationen. Die Ursache dieses Tsunamis (ein Seebeben, siehe unten), eingebettet in eine umfassende Erklärung dieses Phänomens, finden Sie im folgenden Artikel. *****


Das Wort Tsunami stammt aus dem Japanischen (jap. Tsu-Nami = große Welle im Hafen). Es beschreibt eine riesige Welle, die sich nicht nur durch ihre Höhe, sondern vor allem durch ihre enorme Wellenlänge von gewöhnlichen Wellen unterscheidet.

Durch Wind erzeugte Sturmwellen erreichen eine Wellenlänge von maximal 100 Metern. Sie stellen eine Wellenwand dar, die sich an der Küste bricht. Tsunamis mit einer Höhe von 10-15 Metern können dagegen Wellenlängen von mehreren Kilometern erreichen. Sie bilden nicht nur eine simple Wellenwand, sondern ein Wellenplateau. Trifft so eine Welle auf die Küste, läuft sie mit unveränderter Höhe minutenlang bis weit ins Landesinnere und richtet so große Verwüstungen an.

Neben diesen "gewöhnlichen" Tsunamis gibt es noch Mega-Tsunamis, die eine Höhe von mehreren hundert Metern erreichen und deren Wellenlängen bis zu mehreren 100 Kilometern betragen können. Beispiele für das Auftreten von Tsunamis und Mega-Tsunamis finden sich weiter unten.

Unabhängig von der Ursache ihrer Entstehung haben alle Tsunamis mehrere Gemeinsamkeiten. Sie bewegen sich mit bis zu Schallgeschwindigkeit vom Ort ihrer Entstehung kreisförmig fort und laufen tausende von Kilometern durchs Meer, bis sie auf die Küste treffen. Dabei breiten sich Tsunamis größtenteils unter der Wasseroberfläche aus, die Welle geht hinunter bis zum Meeresboden. An der Oberfläche ist oft nur eine wenige Meter hohe Welle zu sehen, so daß ein gewöhnlicher Tsunami auf dem offenen Meer kaum wahrgenommen wird.

Nähert sich die Riesenwelle jedoch der Küste, dann nimmt die Meerestiefe ab, wodurch die Welle in ihrem Anfangsbereich abgebremst wird. Der Rest des Tsunamis kommt aber mit voller Wucht nach, so daß sich das Wasser zu einer enormen Höhe auftürmt.

Die Küstenbewohner merken dabei von einem sich nähernden Tsunami zunächst nichts, bis sich auf einmal das Meer zu einer nie dagewesenen Ebbe zurückzieht. Kurz darauf ist dann die Riesenwelle zu sehen und dann ist es bereits zu spät.


Für Tsunamis kann es mehrere Ursachen geben:

1) Seebeben
Ein Seebeben ist ein Erdbeben auf dem Meeresgrund. Dies ist die häufigste Ursache für Tsunamis. Wenn sich bei dem Beben eine Spalte im Meeresboden bildet und sich eine der beiden Abbruchkanten nach oben verschiebt, so werden auch die darüberliegenden Wassermassen angehoben. In der Regel hebt sich dabei der Meeresgrund und damit auch das Wasser um bis zu 10 Meter.

Beispiel für ein Seebeben:
1946 zerstörte ein Tsunami den Großteil der Stadt Hilo auf Hawaii. Dabei gab es ca. 100 Todesopfer. Der Tsunami war etwas mehr als 10 Meter hoch, wegen seiner großen Wellenlänge gab es dennoch Zerstörungen bis weit ins Landesinnere. Das Seebeben, das den Tsunami verursacht hatte, fand tausende Kilometer entfernt statt.

2) Erdrutsche an der Küste
Wenn bei einem Erdrutsch genügend Material (meist Gestein) aus großer Höhe ins Meer rutscht, kann dabei ebenfalls ein Tsunami entstehen. Die Höhe der Welle kann dann bis zu der Höhe des abgerutschten Materials betragen.

Beispiel für einen Erdrutsch im 20. Jahrhundert:
In der Lituya-Bay in Alaska trat 1958 der größte Tsunami der Neuzeit auf: Dieser Mega-Tsunami hatte eine Höhe von 520 Metern und überragte damit alle Wolkenkratzer der Welt. Verursacht wurde die Riesenwelle durch einen Teil der Felswand in der Bucht, der in einer Höhe von 1100 Metern abgebrochen und ins Wasser gerutscht war. Der Tsunami breitete sich durch die Bucht in Richtung Meer aus und "rasierte" dabei den Baumbestand an den Ufern bis zu einer Höhe von 520 Metern ab.

Beispiel für einen Erdrutsch in der Vergangenheit:
Erdrutsche finden vor allem auf vulkanischen Inseln statt. Die größten, vulkanischen Inseln sind die Hawaii-Inseln. Dort sind an den Abhängen deutliche Spuren früherer Erdrutsche zu erkennen. Auf Oahu löste sich vor 2 Millionen Jahren ein Teil der Bergflanke ab, der heute vor der Küste auf dem Meeresgrund liegt: der Tuscaloosa Seamount, ein Felsmassiv der 10-fachen Masse des Mount Everest! Als er ins Meer stürzte, entstand ein Mega-Tsunami, der innerhalb von 5 Stunden über den Pazifik auf die nordamerikanische Westküste zuraste.

Beispiel für einen wahrscheinlichen Erdrutsch in der Zukunft:
La Palma, die nordwestlichste Insel der Kanaren, ist geologisch instabil. 1949 rutschte dort durch einen Vulkanausbruch die Westflanke des Vulkans Cumbre Vieja um 4 Meter zum Meer hin ab. Bereits beim nächsten Vulkanausbruch, der in etwa 200 Jahren erwartet wird, könnte die Bergflanke endgültig abbrechen und in einem Stück ins Meer stürzen. Sollte dies geschehen, wird dadurch ein Mega-Tsunami ausgelöst mit einer Anfangshöhe von 650 Metern und einer Wellenlänge von 30 - 40 Kilometern. Diese Riesenwelle würde sich mit 750 km/h auf die amerikanische Ostküste zubewegen. Dort angelangt, würde der Mega-Tsunami alle Küstenstädte zerstören und bis zu 20 Kilometer im Landesinneren Verwüstungen anrichten.

3) Unterseeische Erdrutsche
Die Felsformationen, die es unter Wasser gibt, ähneln denen an Land. Von daher kommen auch unter Wasser Erdrutsche vor. Wenn Material in die Tiefe stürzt, zieht es durch den Sog Wasser hinter sich her. In die entstandene Lücke strömt Wasser zurück und es bildet sich eine Welle.

Beispiel für einen unterseeischen Erdrutsch:
Am 17. Juli 1998 erzitterten die Strände von Sissano an der Nordküste von Papua Neuguinea. Die Ursache war ein Erdbeben, dessen Zentrum an Land lag, das aber in Küstennähe einen unterseeischen Erdrutsch auslöste. Der dadurch entstandene Tsunami war 15 Meter hoch, als er über die Küste lief. Die Bewohner der Insel waren auf dem Strand zwischen dem Ozean und der Lagune gefangen und hatten keinerlei Möglichkeit zur Flucht. Es gab 2000 Todesopfer zu beklagen.
F A K T E N    Z U    T S U N A M I S
  • Die Japaner waren in der Vergangenheit oft Opfer von Tsunamis. Daher verfügen heute einige der besonders gefährdeten Küstenstädte über hohe Schutzwände aus Beton, deren stählerne Tore im Fall einer Tsunamiwarnung zum Schutz der Bevölkerung geschlossen werden.
  • Ozeanologen haben in den letzten Jahren erstmals mehrere Tsunami-Warnsysteme vor der Westküste Nordamerikas auf dem Meeresgrund verankert. Diese registrieren das Herannahen eines Tsunamis und geben ihre Daten per Funk über einen Satelliten zur Beobachtungsstation weiter. In Zukunft sollen solche Meßbojen weltweit in allen Meeresregionen mit der Gefahr von Seebeben installiert werden und so für ein besseres Frühwarnsystem sorgen.

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  •   Wieso gibt es auf der Erde zwei Flutberge, obwohl es nur einen Mond gibt?
  •   Gefahr durch Asteroiden
  •   Tsunami Warning Center (USA)
  •   Bericht über den Tsunami in Sissano (englisch)
  •   Wissenschaftlicher Bericht über den Tsunami in Sissano (englisch)
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